Page 66 - Hoehlen und U-Bahnen
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Für den unbehausten Menschen der Vorzeit
waren Höhlen Schutz – und später auch Kult-
stätten, die im „Kampf ums Dasein“ eine ent-
scheidende Überlebenschance boten. Kei-
neswegs aber wohnten die Neandertaler vor
ca. 250 000 Jahren ausschließlich dort, wie
jüngere Forschungen zeigen.
Die heutige Höhlenforschung – auch Speläo-
logie genannt – ist eine sehr junge, interdiszi-
plinäre Wissenschaft, die erst 1965 zu einem
weltweiten Dachverband erweitert wurde.
Noch im späten Mittelalter wurden Höhlen in
Märchen und Sagen mystifiziert als von Dra-
chen bewachte Höllenschlünde oder heilige
Schatzkammern, die man besser nicht be-
treten sollte. Eremiten und Mönche nahmen
sie gerne als Wohnstatt, weil sie dort weitge-
hend ungestört waren.
Erst mit der Zeit der Aufklärung, der Durch-
setzung praktischer Vernunft als universeller
Urteilsinstanz – ca. 1700 - begann eine sys-
tematische Beschäftigung und damit einher-
gehend ein tieferes wissenschaftliches Ver-
ständnis über die Entstehung von Höhlen.
Die zunehmenden technischen Errungen-
schaften des 19. Jahrhunderts ermöglichten
dann schließlich ein Vordringen auch in tief-
erliegende Höhlenbereiche (z. B. 1880 in die
Drachenhöhle auf Mallorca).